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Zusammen gegen den Krebs

Mit Investitionen in die Forschung sowie finanzieller und psychologischer Unterstützung von Betroffenen setzt sich die Fondation Cancer für eine Verbesserung der Lebensumstände der Krebspatienten ein. Ein Interview mit der Direktorin....

Trotz jahrelangen Kampfes bleibt Krebs eine der häufigsten Todesursachen in Luxemburg. Insgesamt sind etwa ein Drittel der jährlichen Todesfälle auf Krebs zurück zu führen. Der Kampf gegen die Krankheit geht also weiter. Mit Investitionen in die Forschung, finanzieller sowie psychologischer Unterstützung von Betroffenen und deren Angehörigen und Informationskampagnen setzt sich die Fondation Cancer für eine End-Tabuisierung des Themas Krebs sowie für eine Verbesserung der Lebensumstände von Kranken ein.

Banque Raiffeisen nimmt auch dieses Jahr zum wiederholten Male am Relais pour la Vie teil und startet auch auf ihrem Hauptsitz in Leudelange eine Solidaritäts- und Spendenaktion. Zudem feiert die Fondation Cancer dieses Jahr 25 jähriges Bestehen.

Grund Genug Frau Lucienne Thommes, Direktorin der Fondation Cancer zu einem Interview einzuladen.

 

Aus welchem Grund wurde die Fondation Cancer gegründet und welches Ziel verfolgt sie?

„Unser Hauptziel ist, dass immer weniger Menschen in Luxemburg an Krebs erkranken. Zudem wollen wir die Lebensqualität der an Krebs erkrankten Personen so weit wie möglich steigern. Aus diesem Grund sind unsere Aktivitäten in drei Hauptaufgaben unterteilt:

  1. Informieren: Wir wollen die Allgemeinheit auf die Problematik aufmerksam machen und ihnen helfen ihr Krebsrisiko zu senken (anhand von Informationskampagnen beispielsweise). Außerdem wollen wir Betroffenen die nötigen Informationen zur Verfügung stellen (beispielsweise Informationen über Medikamente und deren Nebenwirkungen).

  2. Helfen: Bei uns arbeiten 4 Psycho-Onkologen sowie eine Krankenschwester die sich um die psychologische Betreuung von betroffenen Personen sowie deren Angehörigen kümmern. Ziel ist es, dass diese Menschen mir ihrer Krankheit und der allgemeinen Situation nach der Diagnose umzugehen lernen. Außerdem helfen wir bei praktischen Problemen wenn eine Person beispielsweise Probleme mit der Krankenkasse hat oder eine Perücke benötigt. Auch bei finanziellen Belangen helfen wir.

  3. Forschen: Auch die Krebsforschung ist uns ein besonderes Anliegen. Seit unserer Gründung haben wir deshalb mehr als 12 Mio. € in die Forschung investiert. Dies umfasst sowohl die Forschung hier in Luxemburg als auch die finanzielle Unterstützung von luxemburgischen Wissenschaftlern im Ausland. Zurzeit finanzieren wir beispielsweise die Stipendien von 3 Post-Doktoren die sich auf die klinische Forschung spezialisieren.“

 

Wie kann ich mich beteiligen?

„Ohne unsere Freiwilligen könnten wir gar nicht all unsere Aktionen machen. Demnach freuen wir uns immer sehr wenn sich Freiwillige melden. Wir unterscheiden hierbei zwischen 4 Typen:

  1. Ehrenamt „administrativ“: Hierbei handelt es sich um die „einfachste Form“ der Freiwilligenarbeit. Hier kann man sich beteiligen indem reine administrative Arbeit erledigt wird (Einkuvertieren oder Vorbereitung des Postversands, etc.

  2.  Ehrenamt „Projekt“: Bei dieser Form der Freiwilligenarbeit setzt man sich im Rahmen eines bestimmten Projektes ein. Personen die sich hierfür melden durchlaufen je nach Thema eine interne Ausbildung und begleiten uns dann bei den unterschiedlichen Projekten. (z.B. Mission Nichtrauchen, Foodlab, …)

  3.  Ehrenamt „Patient“: Bei dieser Form der Freiwilligenarbeit wird am meisten Engagement gefragt. Nach einer Schulung engagieren sich die Freiwilligen einmal wöchentlich Krebspatienten im Krankenhaus zu besuchen, den Krebspatienten zu helfen oder während sie auf ihre Chemo-Therapie warten mit Ihnen zu reden. Einen halben Tag in der Woche muss man sich also hierfür Zeit nehmen.

  4.  Ehrenamt „Relais pour la vie“: Hierunter fällt die gesamte Organisation des Projektes, beginnend etwa ein halbes Jahr vorher. Diese Veranstaltung erfordert viel Vorbereitungsarbeit, sei es hinsichtlich Logistik, Animationen, Empfang, Workshops und anderen Aspekten. Hier brauchen wir immer Leute, die sich engagieren. So ein Event wäre ohne Freiwillige gar nicht möglich.“

 

Wie sind Sie auf die Idee des Relais pour la vie gekommen?

„Den Relais gibt es jetzt schon seit 14 Jahren. Die Originalidee stammt aus den USA von der American Cancer Society. Wir fanden das eine geniale Idee und haben sie deshalb übernommen. Heutzutage ist es eine globale Bewegung mit Events in den USA, Europa und anderen Ländern weltweit.“ 

 

Wie läuft Relais pour la vie ab?

„Das wichtigste ist sicherlich zunächst das Datum zur Einschreibung (etwa drei Monate vor dem Event). Insgesamt können sich 375 Teams einschreiben und meistens sind alle Plätze schon nach wenigen Minuten vergeben.

Der Kapitän der  Mannschaft erhält nach und nach weitere Informationen, die er seinem Team dann weiterleitet.

Am Tag selber gibt es zunächst eine Eröffnungszeremonie. Neben einigen Reden erhalten hier auch Krebskranke, Ex-Patienten und Caregiver das Wort und können von ihren Erfahrungen mit der Krankheit berichten. Letztes Jahr hatten wir hier beispielsweise eine 4-fache Mutter, die erzählte wie sich ihr Leben verändert hat, als ihr Mann an Krebs erkrankte. Das ist immer ein ganz emotionaler Moment an dem man zum Teil sehr persönliche Geschichten hört.

Anstehend kommt die Survivor-Caregiver-Runde, die erste Runde des Relais. Diese Runde machen (ehemalige) Krebspatienten und die Menschen, die sich um sie kümmern. Die ganze Arena applaudiert und es fließt auch schon mal die eine oder andere Träne.

Anschließend geht es auch schon los. In den kommenden Stunden drehen die Teams dann ihre Runden.

Ein weiterer sehr schöner und emotionaler Moment ist die cérémonie des bougies. Während des Relais kann man eine Kerze kaufen auf welcher man eine Nachricht für einen Krebspatienten hinterlassen kann. Diese Kerzen werden dann in der Coque verteilt und um 17h angezündet. Die restliche Beleuchtung wird dann ausgeschaltet, so dass eine ganz besondere Atmosphäre entsteht. Während einer Schweigeminute wird allen Krebspatienten gedacht.“ 

 

Kann man auch zum Relais pour la vie kommen, wenn man nicht mit läuft?

„Selbstverständlich. Rund um die Arena sind immer unterschiedliche Aktionen organisiert (Workshops, Informationsstände, Panneau de solidarité). Dieses Jahr werden wir ein original Cancer Research Lab aufbauen mithilfe der Universität Luxemburg, dem Luxembourg Institute of health (LIH) und dem Fond national de recherche (FNR). Hier kann jeder sich einen Eindruck über die Krebsforschung verschaffen und sich direkt von Wissenschaftlern erklären lassen, wie das alles funktioniert.

Jemand, der noch nie da war sollte auf jeden Fall vorbei kommen. Es lohnt sich! Es herrscht immer eine ganz besondere Stimmung, die es bei sonst kaum einem Event gibt. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass man danach jedes Jahr dabei sein will. Es ist einfach ein ganz besonderes Event, welches Hoffnung versprüht auch wenn es natürlich ein trauriges Thema ist.“

 

Haben Sie eine Anekdote, die Ihnen im Gedächtnis geblieben ist?

„Oh da gibt es so viele. Da fällt es wirklich schwierig eine Geschichte auszuwählen. Alle Geschichten treffen einen sehr, besonders dann, wenn man sich gut mit der Person identifizieren kann.

Da gab es beispielsweise eine junge Frau Ende 20, die auf Grund Ihrer Krebserkrankung keine Kinder mehr bekommen kann.

Besonders emotional finde ich auch immer die Survivor-Caregiver weil diese Personen sich mit Mut hinstellen und sagen „ja ich habe Krebs, aber ich bin hier und ich mache mit!“ Das zeigt den Menschen, dass das Leben trotz Krebs weiter geht. Das Leben geht weiter, nur halt anders.

Insgesamt ist es doch schön zu wissen, wenn man morgens zur Arbeit fährt, dass man einen Unterschied macht und wirklich Menschen hilft.“ 

 

 

Présentation Lucienne Thommes

Lucienne Thommes ist Allgemeinmedizinerin und arbeitet seit 2010 für die Fondation Cancer. Seit 2016 hat sie den Posten der Direktorin.