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Interview mit Patrick Losch

Patrick Losch, Präsident der Stiftung Hëllef fir d’Natur von natur&ëmwelt über die gemeinsam mit Banque Raiffeisen initiierte Baumpflanz-Initiative in Luxemburg und Bangladesch.

Eine wichtige Aktion – in vielerlei Hinsicht!

Herr Losch, lassen Sie uns zuerst auf das Pflanzen von neuen Mangrovenbäumen in Bangladesch eingehen. Wozu dient diese Maßnahme dort?

Patrick Losch: Bangladesch ist ein Land mit einer sehr hohen Bevölkerungsdichte, das in einem Delta liegt, welches von großen Flüssen aus dem Himalaya gespeist wird. Das Problem dieses an sich sehr fruchtbaren Deltas ist seine Nähe zum Meer, denn das über das Meeresufer tretende halbsalzige Wasser schädigt die Felder und damit natürlich die Ernte. Aus diesem Grund ist die Anpflanzung von Mangroven auf den Wattflächen vor den Deichen der unzähligen Delta-Arme sehr wichtig, denn sie stabilisieren den Boden, fungieren als Wellenbrecher und schützen so als zusätzlicher, natürlicher Wall die fragilen Lehmdämme gegen eindringendes Meerwasser. Die von Banque Raiffeisen initiierte und finanzierte Aktion, die gemeinsam von der Stiftung Hëllef fir d’Natur von natur&ëmwelt und Friendship Luxembourg in Bangladesh umgesetzt wird, gibt den dortigen Einwohnern mittels finanzieller und logistischer Unterstützung die Möglichkeit, neue Bäume zu pflanzen und so die Mangrovenwälder zu renaturieren. Neben ihrer Schutzfunktion kommen diese Maßnahmen natürlich auch dem globalen Klima zugute, weil das Anpflanzen von neuen Bäumen, zumal in einem tropischen Land, den globalen CO2-Ausstoß kompensieren hilft. Wichtig ist aber vor allem der soziale Aspekt, denn im Rahmen dieser Aktion kommen viele Ansässige in Lohn und Brot, die sonst beschäftigungslos wären: Menschen, die in den Wäldern Baumsamen sammeln, in der Aufforstung tätig sind… usw.

 

Auch hier in Luxemburg pflanzt die Stiftung Hëllef fir d’Natur von natur&ëmwelt -im Rahmen der Raiffeisen-Aktion neue Bäume. Können Sie uns mehr über Sinn und Zweck verraten?

Patrick Losch: In Luxemburg liegt das Hauptgewicht der Baumpflanz-Aktion hauptsächlich auf ihrem Nutzen für das Klima (Verringerung der CO2-Emissionen) sowie auf der Verbesserung der Biodiversität durch die Bekämpfung der Waldschäden: Im Großherzogtum, speziell im Ösling, besteht vielerorts eine Fichten-Monokultur. Fichten charakterisieren sich dadurch, dass sie durch ihren hohen Bedarf an Sonnenenergie und Wasser anderen Pflanzen keinen Lebensraum lassen, Biodiversität gibt es demnach in Fichten-, anders als in Laubholzwäldern, nicht. Laubholzwälder sind zudem resistenter gegenüber Schädlingen, wie dem berüchtigten und enorm vermehrungsfreudigen Borkenkäfer, der sich in den heißen und trockenen Sommern der letzten Jahre ungehindert an den Bäumen zu schaffen machte, die sich mangels Wassers nicht durch Harzbildung gegen den Parasiten wehren konnten. Ein weiteres Problem sind die durch zu viel Wildbestand verursachten Baumschäden. Eine Aufforstung unserer Waldgebiete mit neuen Eichen- und Blütenbäumen ist jedenfalls dringend geboten, sonst werden unsere Wälder irgendwann überwuchert und verschwinden ganz. Natürlich kann diese Maßnahme nicht allein durch unsere Aktion getragen werden, hier ist auch der Einsatz des Staates und der privaten Waldbesitzer gefordert. Die Stiftung Hëllef fir d’Natur von natur& ëmwelt -  nutzt die von der Banque Raiffeisen zur Verfügung gestellten Mittel jetzt in einer ersten Etappe für ein Projekt bei der „Aasselbuerer Millen“, wo wir Teile unseres Biotops in der Talwiese „Trëtterbaach“ schützen, indem wir den Fichtenwald an beiden Hängen in einen Laubwald umwandeln. Gepflanzt werden dort rund ein Dutzend verschiedene Baumtypen. Es wachsen aber nicht bloß neue Bäume, sondern es entstehen auch neue Waldgesellschaften: so werden beispielsweise einzelne Baumsorten am wärmeren Südhang angelegt, während wiederum für andere die Bedingungen am kühleren Nordhang günstiger sind. Auf diese Weise entstehen vier Waldtypen mit jeweils eigener Zusammensetzung. Auch hier gibt es einen positiven sozialen Aspekt: Bei der von ausgebildeten Forstingenieuren der Stiftung überwachten Renaturierung werden wir von verschiedenen Arbeitsbeschaffungsinitiativen unterstützt und tragen somit dazu bei, Menschen wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren!